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aus: INTERNATIONALE TRANSPORT ZEITSCHRIFT 4/2002

Swisscargo ist Geschichte

Die sich in Nachlassstundung befindende Luftfrachtgesellschaft der Swissair Group stellt ihre operative Tätigkeit am 31. März 2002 definitiv ein. Crossair will einen grossen Teil von Swisscargo als eigene Frachtabteilung in das Unternehmen integrieren.

Als Folge der seit dem 8. Dezember 2001 gewährten Nachlassstundung und der Tatsache, dass die verbliebenen Swissair-Mittel- und Langstreckenflüge ab dem Sommerflugplan 2002 von der Crossair übernommen werden, beendet Swisscargo ihr operatives Geschäft per Ende März 2002. Zu den in den Medien veröffentlichten Entlassungen von 440 Ange-stellten – 153 in der Schweiz und 287 im Ausland – wird es in diesem Ausmass nicht kommen. Einen grossen Teil der Swisscargo-Angestellten soll ein neuer Arbeitsvertrag angeboten werden. An der Planung der Integration haben Swisscargo-CEO Heinz Kupferschmid und Crossair-Frachtchef Robert Schefer am 23. und 24. Januar am neuen Hauptsitz der Crossair in Zürich weiter intensiv gearbeitet. Kernpunkte der Integration sind die Erhaltung der Kundenbeziehungen, die Erbringung von vereinbarten Dienstleistungen sowie der Schutz der Nachfolgeorgani-sation, beziehungsweise der Nachfolge-Abteilung, vor Forderungen, die aus dem Grounding und dem finanziellen Ende von Swissair und Swisscargo entstanden sind.

Fracht selbst managen

Der Verwaltungsrat von Crossair hat an seiner Sitzung vom 15. Januar das Outsourcen der Frachtaktivitäten oder den Aufbau einer eigenen Frachtabtei-lung diskutiert. Da beim Auslagern die Kostensicherheit gefehlt habe, habe sich der Verwaltungsrat für eine eigene Frachtabteilung entschieden. Das Frachtgeschäft der neuen Schweizer Airline wird zu Beginn kleiner sein als bei Swisscargo. Swisscargo trägt nicht nur für die Vermarktung der eigenen Frachtkapazitäten die Verantwortung, sondern ist auch, etwa als General Sales Agent, für andere Fluggesellschaften tätig: MASkargo, Sabena, Leisure Cargo (Air Europe, Balair, LTU, Sobelair) und Cargolux.

Partner warten ab

Mit MASkargo verband Swisscargo ein Kooperationsabkommen für die beiden wöchentlichen B747F-Flüge von MASkargo ex Basel. Diese Kooperation löste Swisscargo Ende August 2001 mit Wirkung per 31. Oktober auf – also noch vor dem Grounding wegen Geldmangels. Sabena, an welcher die Swissair Group 49,5% Anteile hatte, musste kurz nach der Swissair-Pleite selbst die Bilanz deponieren und den Flugbetrieb gänzlich einstellen. Zuvor stand ein Abkommen, wonach Swisscargo weiter die Sabena-Frachtkapazitäten vermarkten würde, offenbar kurz vor dem Abschluss. Bei Leisure Cargo in Düsseldorf und Cargolux in Luxemburg sieht derzeit niemand einen Handlungsbedarf hinsichtlich des Endes von Swisscargo, wie bei- de Unternehmen auf Anfrage der ITZ bestätigten. Cargolux, an welcher Swissair zu 33,7% beteiligt war, und Leisure Cargo, in welcher Swisscargo ihren Einfluss auch ganz verloren hat, gehen davon aus, dass sie bis zum 31.3. wie gewohnt von Swisscargo betreut werden. Ebenso ist für beide klar, ab dem 1. April mit der in die Crossair überführten Frachtabteilung zusammen zu arbeiten. Nicht zum Zug kommen demnach die Investoren um den Unternehmer Branco Weiss, die mit Swisscargo ein «Memorandum of Understanding» über «die Sicherung der Kontinuität eines Teiles des bisher von Swisscargo betriebenen schweizerischen Luftfrachtgeschäftes» unterzeichnet hatten.

Zürich-Unique: Hilfe von Bundesgericht

Derweil hat die höchste Schweizer Gerichtsinstanz, das Bundesgericht, durch einen so genannten Präsidialentscheid die Verlängerung der Nachtruhe am Zürcher Flughafen wieder rückgängig gemacht. Damit gilt nun wieder ein Nachtflugverbot von 24 Uhr bis 5.30 Uhr, verspätete Maschinen dürfen bis 0.30 Uhr landen. Die Flughafenbetreibergesellschaft Unique und Crossair hatten sich gegen die von der Rekurskommission des Ministeriums für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) am 18. Dezember wegen des neuen Staatsvertrages über die Überflugrechte mit Deutschland vorsorglich eingeführte verlängerte Nachtruhe von 23 Uhr bis 6 Uhr gewehrt. Nach Auskunft von Unique sind in den betreffenden Randstunden keine Flüge geplant. Die Zeitspanne sei aber für den Verspätungsabbau dringend erforderlich. ale

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